Sonntag, 14.09.2014

Auf ins Land der Elche

“Wieso willst du eigentlich unbedingt nach Kanada?“ Ja, diese Frage muss ich mir in letzter Zeit öfters anhören und es ist ja auch irgendwie berechtigt. „Du bist so begeistert von einem Land, in dem du noch nie warst?“, das ist oft die nächste fragende Aussage, die folgt.

Nun ja, ich habe mich mal damit auseinandergesetzt und versucht herauszufinden, wieso ich so am Land der Elche und Biber hänge. Ich habe irgendwann aufgeben bzw. abbrechen müssen, weil ich zu dem Entschluss gekommen bin, dass es nicht DIE ANTWORT gibt. Die Faszination für das Land traf mich nämlich schon etwas längerer Zeit, etwa 3-4 Jahren. Was es damals genau war, weiß ich heute kaum noch. Jedenfalls riss die Begeisterung nie ab, sodass ich jetzt endlich das Ziel verfolge kann, nach Kanada zu gehen.

Ich habe daraufhin mehrmals versucht mit mir eine Art Dialog zu führen, um etwas tiefer an die Wurzeln meiner Faszination zu kommen. Jener war nicht ganz eigens initiiert, aber half mir zumindest meine Gedanken etwas zu ordnen:

 

Warum möchtest du nach Kanada?

Beginnen wir erstmal mit dem Grundsatz, warum ich überhaupt weg will:

  1. Ich war schon immer ein Weltenbummler.
  2. Mich fasziniert das Ungewisse, Unerfahrene und Neue. Ich bin ziemlich neugierig was das Fremde angeht und strebe daher danach, es kennen zu lernen.
  3. Ich muss raus aus meiner gewohnten Umgebung. Die letzten Jahre waren wahrlich nicht einfach. Nun möchte ich Abstand zu dem gewinnen, was passiert ist, egal ob positive oder negative Erinnerungen sind. Ich brauche etwas mehr Raum, um gewisse Dinge verarbeiten zu können.
  4. Ich erhoffe mir, das schätzen zu lernen, was ich in Deutschland habe. Denn, was einem wirklich wichtig ist, merkt man meist nur, wenn man es nicht mehr hat. Ich denke mir, dass mir Kanada einen anderen Blickwinkel auf Deutschland ermöglicht, um meine Werte und Eigentümer zu achten und zu erkennen, wer mir alles am Herzen liegt.
  5. Dann ist da noch der Reiz nach Freiheit. Sprich: Raus aus dem alltäglichen Trott, rein ins Abenteuer!
  6. Welcher Jugendlicher will das schon nicht?

 

Und warum willst du dann gleich über den großen Teich springen, du könntest doch auch in Europa bleiben?

Gibt mir Europa wirklich die Freiheit nach dem, was ich suche? Ich glaube eher nicht, es ist mir zu vertraut. In Deutschland bin ich aufgewachsen, unzählige Male war ich in den Niederlanden, Frankreich, Spanien, Italien, Österreich… Sicherlich gibt es das ein oder andere Land, was ich noch nicht kenne, wie Portugal oder viele osteuropäische Staaten, trotzdem wäre das mir irgendwie zu nah dran und nicht Abenteuer genug. Ich möchte eine andere Lebensmentalität entdecken ohne mich selber in Gefahr zu bringen. Denn mir ist durchaus bewusst, dass ich in meinem Alter und als Frau nicht unbedingt alleine in jedes x-beliebige Land reisen sollte. Damit wurde die Länderauswahl schon mal deutlich eingeschränkt.

 

Hast du denn grundsätzlich keine Angst in ein fremdes Land mit anderer Kultur und anderer Sprache zu gehen?

Nö! Grade danach strebe ich ja, eben das Fremde zu entdecken. Sicherlich wird mich überall der sogenannte Kulturschock überfallen, das tat er ja aber auch schon in Paris. Umso schöner ist es, wenn man sich auf das Neue einlässt und spürt, wie viel man in einem fremden Land entdecken kann. Es sind mitunter die kleinen zwischenmenschlichen Ereignisse, die einem dann im Kopf bleiben und mitunter den eigenen Charakter verändern können. Man kann nämlich mit seiner deutschen Lebenseinstellung auch gut auf die Schnauze fallen. Was aber auch sinnvoll ist, da man sich somit seinen deutschen Macken bewusst wird. All jenes erweitert ja auch die Lebenserfahrung und verschiebt die Toleranzgrenze deutlich nach oben, wenn man es schafft seine eigens gesetzten Grenzen gewissermaßen zu übergehen.

Was die Sprache angeht mach ich mir noch viel weniger Gedanken. Ich bin bisher auch überall durchgekommen und Sprache besteht ja auch nicht nur aus Worten, wozu hat mir der liebe Gott denn meine Hände gegeben!? Wie fließend meine Sprachkenntnisse nun wirklich sind, werde ich erst vor Ort austesten können, aber gerade das schult ja ungemein. Und eben in unserer heutigen Zeit muss man mehrsprachig sein, um beruflich und mitunter auch privat etwas erreichen zu können.

 

Und warum ist die Wahl nun schlussendlich auf Kanada gefallen?

Irgendwie hat sich das schon vor ein paar Jahren in meinem Kopf so dermaßen festgesetzt. Trotzdem habe ich versucht einige Vorzüge aufzuzählen:

  1. Kanada ist weit weg.
  2. Kanada ist nordamerikanisch und nur unweit von den USA entfernt, sodass ich auch die Möglichkeit habe das Nachbarland zu besuchen.
  3. Kanada ist groß und weit, das klingt doch mal nach Raum und Freiheit.
  4. Kanada steckt voller Natur. Raus aus der Zivilisation und der überlasteten konsumorientierten Welt, rein in Wunder und Orte voller Energie und Leben.
  5. Kanada ist ein halbes Jahr lang überdeckt von Schnee. Ich bin ein Winterkind und Skifanatiker, also reizt es mich in Tonnen von Schnee rumzutollen, mich im Winter in dicke Pulli und Co. einmurmeln zu können, Unmengen von Tee zu trinken und die Schönheit der Natur mit den glitzernden Schneeflocken zu beobachten.
  6. Kanada ist voll von Elchen. Oh, ich wollte schon immer mal einen Elch im Schnee über einen Highway stolzieren sehen.
  7. Kanada ist bilingual. Top, zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen! Ich kann mein Englisch verbessern und erweitere automatisch auch mein Französisch. Wobei mir schon etwas mulmig wird, bei dem Gedanken an den doch sehr ungewohnten Akzent.
  8. Kanada ist so zivilisiert genug, dass ich mir kaum Gedanken machen muss, alleine und als junge Frau durch die Gegend zu reisen.
  9. Kanada vereinigt europäische Standards mit dem American Way of Life (es ist also eine klasse Verbindung von bekannten und unbekannten Lebensweisen).
  10. Kanada gibt mir persönlich die Energie, für ein Ziel zu kämpfen und ist der Grund, nicht aufzugeben. Das Land bedeutet für mich schon länger eine Art grenzenlose Quelle für Lebensfreude.
  11.  …

 

Fakt ist jedoch, dass ich schon seit einiger Zeit meine Kraft in die Planung eines Abenteuers stecke. Alles in der Hoffnung, in Einklang mit mir zu kommen, Lebensfreude zu gewinnen und das Leben zu schätzen.